Bild: PETA Deutschland

Männliche Küken haben ein Recht auf Leben

Von Kim Mehmel und Lilli Wörner

50 Millionen männliche Küken werden jährlich in Deutschland sofort nach dem Schlüpfen getötet. Deshalb nennt man sie Eintagsküken, weil sie nur höchstens einen Tag leben. Sie werden durch Schreddern oder Vergasen getötet.

Der Grund: männliche Küken legen später keine Eier, und da sie im Vergleich zu Masthühnern auch nur sehr wenig Fleisch ansetzen, lohnt es sich für die Produzenten auch nicht, sie zu füttern und dann als Suppenhuhn zu verkaufen. Es ist für sie billiger, sie schon nach dem Schlüpfen zu töten. Das betrifft auch Bio­-Eier.

Forscher arbeiten schon länger an Testmethoden, mit denen man bereits am nur wenige Tage alten Ei erkennen kann, welches Geschlecht das Küken haben wird. Zeigt der Test, dass ein weibliches Küken schlüpfen wird, wird es weiter ausgebrütet und es schlüpft dann ganz normal und wird eine Legehenne, die Eier legt. Ergibt der Test, dass es ein männliches Küken wird, dann wird das Ei erst nicht weiter ausgebrütet, sondern als normales Ei im Supermarkt verkauft.

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten das Geschlecht im Ei vor dem Schlupf zu bestimmen“, sagt die Agrarwissen­ schaftlerin Lisa Kainz von der Tierschutzorganisation PETA. Doch die Methoden sind alle noch so teuer, das es kein Eierproduzent kauft. Bis wann das der Fall ist, kann niemand sagen. „Es geht in der landwirtschaftlichen Tierhaltung nur ums Geld und auch die Politik zeigt durch fehlende Gesetze, dass Tierschutz hinten ansteht", kritisiert die Tierschützerin.

„Aber auch Schülerinnen und Schüler haben die Macht, hier etwas zu verändern“, sagt Lisa Kainz. Jeder Kauf von Ei­ ern oder fertigen Produkten, die Eier enthalten, unterstützt die tierquälerische Haltung der Hennen in den Eierbetrieben und das Töten der männlichen Küken. Wer weniger Eier und eierhaltige Produkte einkauft, trägt also direkt dazu bei, dass weniger Tiere leiden.

Wenn Eier gewünscht sind, dann bieten inzwischen viele Supermärkte Eier von Produzenten an, die auch die männlichen Küken aufziehen. Sie kosten nur wenige Cent pro Ei mehr. Bei Penny z.B. heissen sie „Herzbube“, im REWE „Spitz&Bube“ und in Alnatura­-Bioläden „Brüderküken­Initiative“.

(aus JOSEFine
Dezember 2018)

UPDATE: am 20.05.2021 hat der deutsche Bundestag beschlossen, das Töten männlicher Küken ab Anfang 2022 gesetzlich zu verbieten. Das gilt aber nur für Deutschland. Hersteller von Nudeln usw., die viele Eier verbrauchen und sie billig einkaufen wollen, können sie weiterhin aus dem Ausland beziehen, wo diese Regelung nicht zutrifft und weiterhin männliche Küken getötet werden. Hier hilft es also weiterhin den Eierverbrauch zu reduzieren und auf der Verpackung von Lebensmitteln genau nachzuschauen, woher die Eier stammen. (ag)